Forscher finden immer mehr Hinweise, dass das beste Mittel für Wundheilung nicht hochentwickelte Pharamzeutika sind, sondern vielmehr das uralte Hausrezept der Bienen:

Honig



Jem' s Geschichte

Peter Molan, Professor für Biochemie an der Waikato-Universität in Neuseeland, forscht in Sachen Honig bereits seit 20 Jahren an vorderster Front.

Sein Wissen hat erst kürzlich einem 15-jährigen Briten das Leben gerettet. Der Junge litt an einer schweren Blutvergiftung und war so stark von Bakterien befallen, dass ihm beide Beine bis zum Knie sowie alle Finger amputiert werden mussten.

Auch nach der Operation setzte sich die schwere Infektion fort. Mehrere Hauttransplantationen blieben ohne die erhoffte Wirkung. Die Ärzte wussten beinahe keinen Ausweg mehr, denn die Schmerzen wurden immer schlimmer.

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, zu erklären, wie schmerzvoll selbst das Wechseln der Kleidung war“, erklärt Jem Bonnievale im Fachmagazin Nursing Times.

Die Wunden waren schließlich so stark mit bakteriellem Wachstum von Pseuodmonas und Staphylococcus aureus übersät, dass herkömmliche Medikamente keine Wirkung mehr zeigten.

Als letzten Ausweg versuchten die Ärzte eine Behandlung mit neuseeländischem Honig, den die Bienen aus Blüten der Leptospermum Pflanze produzierten.

Nur wenige Tage, nachdem die mit dem Honig imprägnierten Bandagen aufgelegt wurden, zeigte sich ein rasanter Rückgang der Bakterien.

Die Behandlung wurde schließlich auf alle Wunden ausgedehnt und nach zehn Wochen waren alle Läsionen geheilt.

Molan hat in seiner zwanzigjährigen Forschertätigkeit viele Eigenschaften des Brotaufstriches erforscht.

Honig wirke entzündungshemmend, antibakteriell und vermag Eiter, Schorf sowie totes Gewebe aufzulösen, so der Biochemiker. Honig vermag schädliche freie Radikale zu fangen und für neue Gewebebildung zu sorgen.

"Dem jungen Patienten aus Großbritannien wären viele Schmerzen erspart geblieben, wenn er gleich zu Beginn der Infektion mit Honig behandelt worden wäre", so Molan. "Zurzeit kommt Honig nur dann zum Einsatz, wenn nichts anderes wirkt. Es gibt aber sehr gute Gründe dafür, Honig als therapeutisches Mittel erster Wahl zu verwenden."

Besonders jetzt, da immer mehr Bakterien und Mikroben gegen normalerweise hochwirksame Medikamente immun werden, könnte dem Honig eine neue Rolle in der Medizin zukommen – die er schon einmal besaß.

 

 

Honig war bereits bei alten Ägyptern bekannt

In der Tat wurde Honig bereits in der alten Welt als Wundheilmittel verwendet. Mehr als 500 der 900 bekannten Rezepte der alten Ägypter beinhalteten Honig.

Auch der griechische Philosoph Aristoteles verschrieb unterschiedliche Honigarten für bestimmte Leiden.

Aristoteles dürfte Recht gehabt haben, denn die moderne Forschung konnte nicht zuletzt durch den Fall des jungen Briten die heilende Wirkung von Honig bestätigen.

Honig wird deshalb auch heute noch in vielen Teilen Afrikas, Indiens und dem Mittleren Osten eingesetzt. Sogar in der westlichen Medizin hält Honig verstärkt Einzug.

"In der Wundbehandlung gibt es auch bei uns Honigplatten", sagt Ursula Hollenstein, Oberärztin der Abteilung für Infektionen am AKH Wien gegenüber pressetext.austria.

Theoretisch ist es sehr wohl denkbar, Honig einzusetzen. Problematisch, so die Ärztin, sei jedoch der Einsatz eines solchen Mittels bei einer so schweren Sepsis, wie sie der britische Patient hatte.

"Wir verwenden lieber Mittel, deren konkret definierte Inhalts- und Wirkstoffe wir kennen", so Hollenstein. Viele der natürlichen Wirkstoffe wären noch nicht genau erforscht, bei den synthetisch hergestellten Präparaten gebe es jedoch umfassende klinisch-messbare Erfahrungswerte, so Hollenstein.

 

Vermutete Wirkung von Honig

Obwohl nicht genau bekannt ist, warum Honig eine derart gute heil- und entzündungshemmende Wirkung besitzt, glauben die Forscher, dass dem Enzym Glucose Oxidase eine besondere Rolle zukommt.

Wenn der Stoff mit dem Wundwasser in Berührung kommt, agiert das Enzym als milde Bleiche und tötet die Mikroben.

Die Forscherin Shona Blair hat noch eine andere Erklärung parat. Sie ist der Meinung, dass ein großer Teil der antibakteriellen Wirkung dem hohen Zuckergehalt zuzuschreiben ist.

„Bakterien brauchen Feuchtigkeit, um zu wachsen. Im Honig aber wird jedes Wassermolekül sofort an den Zucker gebunden, der den Bakterien die Nahrungsgrundlage entzogen wird“, berichtet sie gegenüber Beyond2000.

Die Beschleunigung von Zell- und Gewebswachstum wird offensichtlich durch Wasserstoff-Peroxid ausgelöst, das von Honig gebildet wird. Aus Versuchen weiß man, daß kleine Mengen an Wasserstoff-Peroxid das Wachstum von Fibroblasten und die Neubildung von Gefäßen stimulieren kann.

Eine weitere Rolle dürfte der Wundsäuerung durch den Honig zukommen - wobei mehr Sauerstoff aus dem Hämoglobin freigesetzt wird – sowie zusätzlichen Aminosäuren, Spurenelementen und Vitaminen.

 

Wundheilung mit Honig – praktische Informationen

Die Menge des benötigten Honigs hängt ganz entscheidend von der Wundflüssigkeit ab.

Die heilende Wirkung von Honig kann schnell beeinträchtigt werden, wenn die Wundbandagen nicht ausreichend mit Honig durchtränkt werden. Die Bandagen sollten erneuert werden, wenn der Honig von der Wundflüssigkeit bereits verdünnt worden ist.

Für eine 10x10 cm große Bandage werden im Regelfall rund 20 ml (25 bis 30 Gramm) Honig benötigt. Je größer die Infektion und Wunde ist, desto mehr Honig wird gebraucht.

Abszesse und tiefe Wunden sollten zuerst mit Honig bestrichen werden, bevor die honigdurchtränkte Bandage angelegt wird, sodass die Wunde mit genügend Honig in Kontakt kommt.

Die Bandagen sollten im Normalfall täglich gewechselt werden, falls notwendig, bis zu dreimal am Tag. Über die Wundbandagen sollte ein wasserfester Verband gelegt werden, um das Auslaufen des Honigs zu verhindern. Da mehr Honig mit der Wunde in Berührung kommt, wird die Heilung beschleunigt. Sollten die Bandagen bereits an der Wunde kleben bleiben, müssen die Bandagen häufiger gewechselt werden. Die Absonderung von Wundflüssigkeit sollte durch die entzündungshemmende Wirkung des Honigs schnell gehemmt werden. Mit zunehmender Behandlungsdauer müssen die Bandagen weniger häufig gewechselt werden. Beim Wechseln der Bandagen sollte der restliche Honig durch einfaches Spülen mit Wasser oder Bädern entfernt werden.

Wichtig ist anzumerken, daß nicht alle Honigarten dieselbe heilende Wirkung besitzen. Besonders Honig, der von den Blüten der Leptospermum Pflanze gewonnen wird, ist laut Forschern unschlagbar. Obwohl Vertreter dieser Art in allen Teilen der Welt wachsen, scheint keiner so effektiv zu sein, wie die neuseeländische Variante.

Bis dato gibt es nur ein einziges Unternehmen namens MediHoney, das den medizinischen Honig als registriertes therapeutisches Produkt anbietet, dies sogar inklusive Online-Kaufmöglichkeit.